Digitaler Euro – Sinnvolle Ergänzung zum Bargeld oder Abschaffung durch die Hintertür?

Ersetzt digitales Bargeld das handfeste Bargeld? / Bildnachweis: Erstellt mit Midjourney

Dieser Beitrag wurden im August 2025 aktualisiert

Der Digitale Euro (D€) ist ein zentrales Projekt der Europäischen Zentralbank und soll als „papierloses Bargeld“ das Bargeld, wie wir es kennen, ergänzen oder vielleicht ganz ablösen.

Im Herbst 2025 soll das digitale Zentralbankgeld laut Fahrplan in die nächste, konkrete Planungs-Phase gehen. Doch nach dem „Genius Act“ der US-Regierung, die bestimmte Stablecoins reguliert, fühlt sich Europa unter Zugzwang gesetzt, sodass das Projekt Digitaler Euro noch schneller kommen soll.

Was würde die Einführung des digitalen Euros bedeuten? Soll damit das Bargeld, wie wir es kennen, abgeschafft werden?

Was ist Digitales Zentralbankgeld?

Digitales Zentralbankgeld auf Englisch Central Bank Digital Currency, kurz CBDC, beschreibt ein Geldsystem, bei dem Geld direkt von der Zentralbank ausgegeben wird.

Digitales Zentralbankgeld beschreibt also wie Bargeld eine Verbindlichkeit der Zentralbank, und unterscheidet sich damit vom Giralgeld (das „Buchgeld“ auf dem Bankkonto). Im aktuellen System sind mehr als 80 Prozent des Geldes Giralgeld, das von den privaten Geschäftsbanken „aus dem Nichts“ geschaffen wurde.

Das funktioniert, weil die Summe der Kredite, die von Banken vergeben wird, deutlich höher ist, als die Einlagen von Sparern bei den Banken. Mit jedem Kredit entsteht so „neues“ Geld.

Durch die Ausgabe durch die Zentralbank unterscheidet sich digitales Zentralbankgeld auch von sogenannten Stablecoins. Das sind digitale Kryptowährungen, deren Wert zwar 1:1 an eine staatliche Währung, wie eben Euro oder US-Dollar, gebunden ist, aber von einer privaten Instanz herausgegeben und kontrolliert wird.

Warum wollen die Zentralbanken digitales Bargeld einführen?

Der Digitale Euro als digitales Zentralbankgeld soll eine Alternative zu herkömmlichen digitalen Zahlungsmöglichkeiten werden.  Ein Argument dabei ist, dass digitale Zahlungsanbieter heute in den Händen ausländischer, privater Anbieter sind. Digitales Bargeld soll die Vorteile des Bargelds mit der Bequemlichkeit digitaler Zahlungen verbinden und dabei Europa unabhängiger machen. Doch was heißt das konkret?

Mehr Kontrolle über die Geldschöpfung

In einem Giralgeld-System kann jede Bank neues Geld schöpfen. Bei jeder Kreditvergabe durch eine Geschäftsbank entsteht neues Geld (sekundäre Geldschöpfung), die Geldmenge wächst. Beim digitalen Zentralbankgeld wäre diese Geldschöpfung – eben wie beim Bargeld auch – aber unter vollständiger Kontrolle der EZB. Damit hätte die Notenbank deutlich mehr Kontrolle über die Geldmenge.

Digital vs. „bargeldlos“ bezahlen

Bildnachweis: Jonas Leupe / Unsplash

Der Zahlungsvorgang mit digitalem Bargeld an der Kassa würde sich im Ablauf nicht groß von der kontaktlosen Zahlung per Karte oder Mobile-Payment unterscheiden. Man hält eine Karte, das Smartphone oder die Smartwatch an das Terminal und der Betrag ist bezahlt.

Jedoch wäre die Funktionsweise dahinter wohl deutlich anders. Statt für Buchungen auf den Bankkonten von Käufer und Verkäufer zu sorgen, wäre die Bezahlung viel direkter.

Das digitale Bargeld wäre ähnlich wie bei Kryptowährungen als „Token“ in einer virtuellen Brieftasche z.B. auf dem Smartphone / der Karte gespeichert. Beim Bezahlen würde dieser Token dann direkt von Gerät zu Gerät übertragen (Peer-to-Peer). Der „Umweg“ über die Bank, den Kreditkartenanbieter oder Zahlungsdienstleister fiele so weg.

Diese Information, dass ein virtueller Euro den Besitzer gewechselt hat, muss jedoch irgendwo gespeichert werden. Im Gegensatz zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen wäre diese Datenbank aber wohl nicht in einer dezentralen Blockchain auf unzähligen Rechnern verteilt, sondern unter der Kontrolle der Zentralbank. Und hier muss die Kritik ansetzen.

Digitales Bargeld inklusive Überwachung?

Während „echtes Bargeld“ den Besitzer wechseln kann, ohne Spuren zu hinterlassen, wäre die Anonymität von „Barzahlungen“ mit digitalem Geld mit einer Blockchain Datenbank unter der Kontrolle der Zentralbank wohl mehr als fraglich! Vielmehr droht das Szenario des „gläsernen Bürgers“ wahr zu werden.

Während Bitcoin und viele andere Kryptowährungen als dezentrale Open-Source Konzepte funktionieren, hätte hier mit der Zentralbank ein mächtiger Akteur die komplette Kontrolle über das Geld. Und mit diesem Einfluss stünden den „Währungshütern“ wohl auch ganz neue geldpolitische Instrumente zur Verfügung:  Der Kontrolle der umlaufenden Geldmenge und die Zinssteuerung wäre deutlich direkter.

Kritiker merken an, dass diese Kontrolle bis hin zur Einführung eines „Verfallsdatum“ für gehaltenes, digitales Bargeld reichen könnte (wie im Freigeld, oder besser „Schwundgeld“-Ansatz).
Ganz offen diskutiert werden aber Obergrenzen für den digitalen Euro: offiziell, um zu verhindern, dass es zu Bank-Runs kommt und Bankkunden ihr komplettes Giralgeld in den Digital-Euro umschichten.

Teure Einführung ohne Mehrwert?

Dazu kommt, dass die Kosten, die durch die Etablierung des Digitalen Euro und der dazu nötigen neuen Parallel-Infrastruktur ergeben, erheblich sein dürften, wie auch der deutsche „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger in einem Gutachten schreibt.

Je nach Szenario liegen Schätzungen für die Einführung des digitalen Euros irgendwo zwischen 18 und 30 Milliarden Euro liegen Die Kosten dafür fielen schlussendlich auf Bürger & Privathaushalte, Geschäftsbanken sowie Handel und Unternehmen zurück.

Selbst wenn die EZB als Ziel ausgibt, dass Nutzern beim Bezahlen mit dem digitalen Euro keine Kosten entstehen sollen, darf werden Banken und Händler ihre Kosten hinsichtlich des Systems an die Endkunden weitergeben. Weil die EU-Kommission vorsieht, den Handel zur Annahme des digitalen Euro zu verpflichten, käme dieser um notwendige Investitionen und fällige Gebühren auch kaum herum.

Digitales Zentralbankgeld darf echtes Bargeld nicht ersetzen

Als zusätzliche Ergänzung kann digitales Bargeld im Alltag sinnvoll sein. Zu einem Ersatz für echtes, physisches Bargeld darf es aber nicht werden.
Denn Bargeld steht für Freiheit, Unabhängigkeit und Anonymität. Es funktioniert für jeden und jede – ohne Strom, ohne Endgerät, ohne technisches Wissen.

Heute hat jeder die Wahl: Barzahlung mit Münzen und Scheinen ist einfach, leicht, anonym. Wer möchte kann dazu auch digital zahlen, mit Debitkarten, Kreditkarten, via Paypal, ApplePay, Google Wallet ….

Ja, dahinter stehen private Konzerne, Banken, Kreditkartenfirmen. Und diese Services kosten auch etwas: Endkunden bezahlen für Kontoführung und Gebühren für die Karten, Händler bezahlen für Terminals und Zahlungen. Aber der Markt entscheidet. Ob eine staatliche Struktur für digitale Zahlungen, deren Akzeptanz auch noch gesetzlich durchgesetzt werden muss, das System besser machen wird, muss sich zeigen.

Zentralbankgeld vs. Krypto vs. Echte Werte

Als Wertspeicher eignet sich digitales Zentralbankgeld –  genauso wie Bargeld im Allgemeinen – nicht. Denn egal ob analog oder digital – Zentralbankwährungen unterliegen der Inflation. Ein Wertverfall in Höhe einer Inflationsrate von 2% pro Jahr ist der offizielle Zielwert der EZB und vieler anderer Zentralbanken.

Auch Kryptowährungen sind – jedenfalls momentan noch – nicht als Wertspeicher geeignet, da sie extrem volatil sind, also große Wertschwankungen haben. Eine Investition in Kryptowährungen ist daher hoch spekulativ und kann auch nach hinten losgehen.

Wer sein Vermögen langfristig bewahren möchte und vor Kaufkraftverlust schützen will, sollte einen guten Teil seiner Ersparnisse in Edelmetalle anlegen. Wer Gold, Silber oder auch Platin in Form von Münzen oder Barren kauft, hat physische Werte, die seit Jahrhunderten ihren Wert bewahren und jederzeit auf der ganzen Welt akzeptiert werden.

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