Wird der hohe Silberpreis den Gedenkmünzen das Genick brechen?

Bei österreichischen Silberschillingen ist der Materialwert meist höher als der Nennewert (Rücktauschwert).

Deutschlands 25-Euro-Silbermünzen könnten bald Geschichte sein. Was einst als gelungene Verbindung von künstlerischem Anspruch, staatlicher Symbolik und echtem Materialwert galt, droht nun zum Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden – oder genauer gesagt: des steigenden Silberpreises.

Keine historischen Daten vorhanden

Denn mit einem Silberpreis von rund 33 Euro pro Feinunze im Juli 2025 und weiter steigender Tendenz liegt der reine Materialwert dieser Münzen bereits bei über 23 Euro. Sollte die Marke von 35,35 Euro erreicht werden, wäre das enthaltene Silber mehr wert als der aufgeprägte Nennwert – und genau das wäre nach Angaben des Bundesfinanzministeriums ein haushaltsrechtliches Problem: Der Bund dürfte solche Münzen nicht länger ausgeben, da der Verkaufspreis unter dem Produktionswert läge.

Zwar wurde für die kommende Ausgabe zur Weihnachtszeit – die Münze „Heilige Drei Könige“ – das Silber noch zu früheren Preisen beschafft, doch was danach kommt, ist völlig unklar.

Zwischen Markt und Münzhoheit

Das Problem ist nicht neu: Schon in den 1960er- und 1970er-Jahren zogen sich viele Staaten – darunter Großbritannien und die USA – aus der Prägung silberhaltiger Umlaufmünzen zurück, weil der Materialwert zu hoch wurde. Doch der deutsche Fall ist komplexer: Die 25-Euro-Münzen sind zwar kein Umlaufgeld, aber gesetzliches Zahlungsmittel und werden zum Nennwert abgegeben – also ohne Aufpreis gegenüber dem Metallwert. Und dieses Modell funktioniert nur, solange das Edelmetall günstiger bleibt als der Nennwert.

Jetzt aber steht das Finanzministerium vor drei unattraktiven Szenarien:

  • Entweder der Silbergehalt wird reduziert, was Sammler enttäuschen dürfte,
  • oder das Nominal wird erhöht – etwa auf 30 Euro, was jedoch gesetzlich angepasst werden müsste und womöglich in ein paar Jahren eine erneute Erhöhung nach sich ziehen würde,
  • oder der Silberanteil wird ganz gestrichen, wodurch der ursprüngliche Charakter der Münze verloren ginge. Denn inzwischen sind die meisten Münzen, die kein Edelmetall enthalten, zum Scheitern verurteilt.

Doch egal, welche Variante am Ende gewählt wird: Sie dürfte nur von begrenzter Dauer sein. Denn die eigentliche Entwicklung, die dahintersteht, nämlich der Run auf Silber, lässt sich nicht aufhalten.

Silber bleibt gefragt – weltweit

Die Nachfrage nach physischen Edelmetallen nimmt weltweit zu – als Schutz vor Inflation, Krisen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Gerade in Deutschland, wo das Vertrauen in Papiergeld historisch erschüttert ist, greifen viele Bürger zu Gold und Silber. Die deutschen 25-Euro-Gedenkmünzen bieten hier einen attraktiven Einstieg: Staatsgarantie, Sammlerwert – und ein hoher Silberanteil zum Nennwert.

Doch genau das ist das Dilemma. Denn je näher der Silberwert dem Nennwert rückt, desto attraktiver werden diese Münzen – nicht nur für Sammler, sondern auch für Anleger. Die Folge: Die Nachfrage steigt, der Bund gerät unter Druck – und das Konzept einer staatlich subventionierten Anlagemünze wird zur fiskalischen Falle.

Österreich war schneller

Einen möglichen Ausweg zeigt ein Blick nach Österreich. Dort hat man die Materialproblematik bereits vor einigen Jahren erkannt: Die beliebten 5-Euro-Gedenkmünzen wurden früher in Silber geprägt, bestehen heute aber in der Normalprägung ausschließlich aus Kupfer. Damit bleibt der Nominalwert jederzeit deutlich über dem Metallwert, das Ausgaberisiko entfällt – und dennoch erfreuen sich die Münzen der Münze Österreich weiterhin großer Beliebtheit bei der Bevölkerung. Für Silberliebhaber gibt es ausgewählte Sonderprägungen, allerdings zu marktüblichen Preisen deutlich über dem Metallpreis und mit klarem Sammlerfokus und attraktiver Limitierung.

5 Euro "Auf dem Weg" (handgehoben) | Silbermünze 19,80 

Kein Silberstreif am Horizont, sondern ein schleichender Abschied

In den meisten europäischen Ländern wurde Silber im Laufe des 20. Jahrhunderts schrittweise aus dem regulären Münzumlauf verbannt – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Steigende Silberpreise, Inflation und der wachsende Abstand zwischen Materialwert und Nominalwert führten dazu, dass viele Staaten auf preisgünstigere Metalllegierungen wie Kupfernickel umstellten. Die Prägung silberner Umlaufmünzen endete in Europa zwischen den 1940er- und 1970er-Jahren. Einige Beispiele:

  • Großbritannien: Reduktion des Silbergehalts von 92,5 % auf 50 % im Jahr 1920, vollständiger Verzicht auf Silber ab 1947.
  • Frankreich: Letzte silberne Umlaufmünze 10 Francs 1969, danach nur noch Silber-Gedenkmünzen zu Marktpreisen.
  • Italien: Silbermünzen wie 500 Lire bis 1967, danach komplette Umstellung auf Kupfernickel.
  • Niederlande: Abschaffung der silbernen Gulden-Stücke ab 1968, Umstellung auf CuNi.
  • Belgien: Letzte Silberprägungen 1969 (50 und 100 Francs), anschließender Übergang zu unedlen Metallen.
  • Schweiz: Letzte silberne Umlaufmünzen 1967, ab 1968 vollständiger Wechsel auf Kupfernickel.
  • Skandinavien: Auch in Dänemark, Norwegen und Schweden wurde Silber zwischen 1965 und 1970 vollständig aus dem Umlauf verbannt.

Silber wurde in der Folgezeit vor allem für Gedenkmünzen verwendet – allerdings nicht mehr mit einem festen Nennwert-Verkaufspreis, sondern zu marktnahen Preisen und mit klarem Fokus auf Sammler und Anleger. Doch auch hier scheint sich das Ende einer Ära anzukündigen – nämlich das Ende von Silber als Werkstoff bei Gedenkmünzen.

Lehren für Europa – und darüber hinaus

Deutschland und Österreich sind mit diesem Problem nicht allein. Viele Prägestätten – etwa die Royal Mint in Großbritannien – haben längst auf dynamische Preisgestaltung umgestellt: Statt eines fixen Preises richtet sich der Ausgabepreis vieler Produkte nach dem aktuellen Edelmetallkurs. Das schützt vor Verlusten – auch wenn es das Sammeln weniger planbar macht. Für Sammler bedeutet das eine Zeitenwende. Denn sobald der Materialwert den Nennwert übersteigt, verschwimmen die Grenzen zwischen Sammeln, Anlegen und Spekulieren – mit ungewissen Folgen für den Markt.

Eine Zeitenwende für moderne Gedenkmünzen?

Ob die Bundesrepublik den Silberanteil reduziert, das Nominal erhöht oder ganz auf andere Materialien umsteigt – das Format der deutschen Gedenkmünzen wird sich wohl in den kommenden Jahren grundlegend ändern. Und mit ihm auch die Rolle solcher Produkte im Münzsystem. Denn eins ist sicher: Auch wenn eine kurzfristige Lösung gefunden wird – der Run auf Edelmetalle wird bleiben. Und damit auch der Druck auf alle staatlichen Münzprogramme, sich anzupassen.

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