
Kennzeichen der Gold-Rally
Der Goldpreis befindet sich seit Ende 2024 in einem beschleunigten Aufwärtstrend. Die Basis für die kraftvolle Kursrally wurde Ende 2022 gelegt. Seither hat sich der Kurs des Edelmetalls verdoppelt.
In dieser Woche erreichte der Goldpreis mit Kursen über 3.400 US-Dollar beziehungsweise 3.000 Euro pro Unze neue Rekordkurse. Damit verteuerte sich das Edelmetall seit Jahresbeginn um 28 Prozent (in USD) bzw. 18 Prozent (in EUR).
Betrachtet man Gold aus technischer Sicht, so ist noch kein Ende dieser Rally absehbar. Denn immer wieder bauen Kursrücksetzer kurzfristige Übertreibungen ab. Nach Konsolidierungsphasen mit Abschlägen von 5 bis 10 Prozent fanden sich in den vergangenen Monaten immer wieder schnell Käufer. Der Goldbullenmarkt ist stark. Eine schärfere Korrektur beim Goldpreis wäre erst zu erwarten, wenn die Kurse einmal unter 3.000 US-Dollar bzw. 2.700 Euro fallen. Aber auch kräftige Rücksetzer würden nichts an den mittel- und langfristig günstigen Rahmenbedingungen ändern.
Fundamentale Basis
Schon in früheren Beiträgen wurden die Zusammenhänge an dieser Stelle skizziert. Kurz: Die systematische Abwertung unseres beliebig vermehrbaren gesetzlichen Geldes sorgt für den Anstieg des quantitativ begrenzten und weltweit begehrten Goldes. Anders ausgedrückt: Nicht der Goldpreis steigt, die Währungen werten gegenüber Gold ab. Das geschieht seit der Aufgabe des internationalen Gold-Dollar-Standards Anfang der 1970er-Jahre. Und nun gibt es auf staatlicher Ebene eine Rückbesinnung auf Verwendung von Gold als Währungsanker. Dieser Aspekt trug in den vergangenen Jahren wesentlich zur Gold-Rally bei.
Eine wichtige Episode in dieser Entwicklung ist die Abkehr vom US-Dollar als Weltreservewährung. Die aggressive Wirtschafts- und Zollpolitik der Trump-Administration hat dieses Momentum in den letzten Monaten noch verstärkt. Die USA und der US-Dollar haben weltweit an Vertrauen eingebüßt, während Gold immer stärker an Vertrauen als Wertspeicherung und Krisenwährung gewinnt.
Rückblende
Im ersten Quartal war der starke Goldpreis-Anstieg von der Angst US-amerikanischer Händler geprägt, es könnten Zölle auf Goldimporte verhängt werden. Dies führte zu beispiellosen Goldtransfers in die USA. Das Gold wanderte in die Tresore der US-Warenterminbörse COMEX. Deren Goldbestände verdoppelten sich in wenigen Monaten auf über 45 Millionen Unzen (ca. 1.400 Tonnen) bis Anfang April.
Schweizer Raffinerien arbeiteten an der Kapazitätsgrenze, um genügend Ware in der richtigen Form (vor allem 100-Unzen-Barren für den US-Futures-Handel) umzugießen. Dabei explodierten die Schweizer Goldexporte in die USA. Im Zeitraum von Dezember 2024 bis März 2025 wanderten 500 Tonnen auf diesem Lieferweg in die Vereinigten Staaten. Die Goldbestände der Bank of England schrumpften. Dagegen brachen die Goldlieferungen nach China ein. Letztlich war nicht genügend verarbeitetes Gold für alle da.

Aktuelle Entwicklungen
Was geschieht nun? Seit einigen Wochen werden nun langsam wieder Goldbestände an der COMEX abgebaut, nachdem sich die Befürchtungen hinsichtlich der Goldzölle nicht bestätigten. Vergangene Woche betrug das Inventar noch 41,27 Millionen – ein Minus von 3,73 Millionen Unzen (116 Tonnen) seit dem Höchststand.
Gleichzeitig ist ein Wiederaufkommen der Goldnachfrage aus China zu verzeichnen. Diese zeigt sich auch in einem Anstieg der Preisaufschläge für Gold in Shanghai. Der dortige Unzenpreis lag zeitweise wieder über 100 US-Dollar über dem europäischen Spotkurs – vergangene Woche immer noch 75 US-Dollar.
Arbitragegeschäfte treiben den Goldpreis auf internationaler Ebene immer wieder nach oben – also der profitgetriebene Ausgleich von Kursschwankungen zwischen verschiedenen Regionen. Und auch der starke Kursanstieg zu Wochenbeginn, nach dreitätiger Handelspause in China (Mai-Feiertage), passt in dieses Bild.
Derweil decken sich auch viele Zentralbanken weiter mit Gold ein. Hier einige Beispiele: Polen stockte seine Goldreserven im März um weitere 16 Tonnen auf. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate stiegen die Goldbestände des Landes um 138 Tonnen. Tschechien baut seine Goldreserven sukzessive auf. Seit März 2023 hat das Land in kleinen Tranchen rund 44 Tonnen Gold zugekauft. Und auch Aserbaidschans staatlicher Ölfonds hat im März knapp 19 Tonnen Gold erworben. Es war der erste Zukauf seit Dezember 2024.
Ausblick
Was lernen wir aus der Entwicklung? Gold ist in Zeiten gnadenloser staatlicher Überschuldung und hoher Inflation extrem begehrt. Zu welchem Preis auch immer, Gold findet stets dankbare Abnehmer – ob nun in Ost oder West. Dabei gibt es immer wieder Probleme, das Edelmetall in der benötigten Form in ausreichender Menge an den richtigen Ort zu bekommen. Dieser Aspekt stellt einen bedeutenden Goldpreis-Katalysator dar.
Die Zentralbanken stehen vor den nächsten Zinssenkungen. Die EZB hat im April bereits gehandelt. US-Präsident Donald Trump übte zuletzt massiven verbalen Druck auf den Fed-Präsidenten Jerome Powell aus. Im Juni wird hier mit dem nächsten Zinsschritt gerechnet. Die Weltkonjunktur schwächelt, dabei wirkt der von der US-Regierung losgetretene Handelskrieg als zusätzliche Belastung. Zudem benötigen die Regierungen niedrige Zinsen, um die Last der Staatsschulden tragen zu können. Soweit die Makro-Sicht.

Anlagestrategie
Was bedeutet das für die Goldpreis-Entwicklung und Goldanlage-Strategie? Auf dem Goldmarkt wurden kurzfristige Rücksetzer von fünf bis zu zehn Prozent in den vergangenen Monaten immer wieder als Kaufgelegenheit angesehen. Der Goldpreis stieg dann wieder deutlich und setzte seine Rekord-Rally fort. Auch Privatanleger können dieses Wissen nutzen. Ansonsten lautet die Devise: regelmäßig Gold erwerben, um privates Vermögen langfristig abzusichern.
Wer jetzt mit Gold mittlerweile seinen Lebensabend bestreitet, erhält mit den wiederholten Höchstständen auch immer wieder gute Verkaufsgelegenheiten. Das heißt, man kann in kleinen Tranchen immer wieder Gold verkaufen. Allerdings sollte man nie das gesamte Edelmetall veräußern. Für den Notfall ist eine goldene Reserve in diesen turbulenten Zeiten dringend erforderlich.
Hinweis: Die im Rahmen dieses Beitrag bereitgestellten Informationen stellen weder eine Anlageberatung noch eine Anlagevermittlung dar.