Silber auf der US-Liste kritischer Mineralien

Silber ist seit jeher ein Metall mit doppelter Funktion: Es fungiert als Anlage- und Münzmetall, ist aber zugleich ein industrieller Schlüsselrohstoff

Explodiert jetzt der Silberpreis?

Das US-Innenministerium hat im August 2025 den Entwurf der Liste kritischer Mineralien für 2025 veröffentlicht. Erstmals ist Silber darin enthalten. Die Liste umfasst in der Entwurfsfassung 54 Rohstoffe und dient als Richtschnur für Genehmigungen, Fördermittel, Infrastrukturinvestitionen, Forschung und möglicher Vorratspolitik. Für Edelmetall-Anleger ist diese Einstufung ein relevantes Signal – doch welche Auswirkungen dürfte es tatsächlich haben?

Verfahren und Zeitplan

Zu allererst: Noch ist nichts final entschieden. Der Entwurf wurde im Federal Register bekannt gemacht und für rund 30 Tage zur öffentlichen Konsultation gestellt. Im Anschluss werten die Behörden die Stellungnahmen aus und legen die finale Liste fest. Erst mit der Finalisierung und nachgeordneten Umsetzungsakten entstehen praktische Effekte. Wichtig für die Einordnung: Stand der Informationen ist der Entwurfsstatus Ende August 2025. Die Inhalte können sich nach der Kommentierungsphase noch ändern.

Methodik der Neubewertung

Die US-Geological Survey hat die Bewertungsmethode geschärft. Kern ist eine ökonomische Wirkungsanalyse, die modelliert, wie stark Lieferkettenstörungen die US-Wirtschaft träfen. Ergänzend wird die Verwundbarkeit in der inländischen Wertschöpfung bewertet, etwa wenn ein einziger heimischer Produzent als potenzieller Ausfallpunkt identifiziert wird. Oder mit anderen Worten: Wie stark sind die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, wenn Metall X oder Y oder Z ausfallen?

Warum Silber berücksichtigt wird

Silber ist seit jeher ein Metall mit doppelter Funktion: Es fungiert als Anlage- und Münzmetall, ist aber zugleich ein industrieller Schlüsselrohstoff. In Photovoltaik, Elektronik, Elektromobilität, Medizintechnik und chemischen Prozessen werden die elektrischen und chemischen Eigenschaften von Silber breit genutzt. In der neuen US-Bewertung wiegt diese systemische Relevanz stärker als die reine Betrachtung der Fördermengen, weshalb Silber in den Fokus gerückt ist.

Was konkret neu hinzukommt

Im Entwurf werden sechs Rohstoffe zusätzlich als kritisch vorgeschlagen und zwei zur Streichung empfohlen. Damit steigt die Anzahl der gelisteten Materialien von zuvor 50 auf 54. Für Anleger ist das zunächst eine Rahmensetzung. Sie signalisiert, wohin Förderpolitik, Genehmigungsprioritäten und Forschungsgelder gelenkt werden könnten, ohne den Marktmechanismus direkt zu verändern.

  • Pottasche
  • Silizium
  • Kupfer
  • Silber
  • Rhenium
  • Blei

Was die US-Listung praktisch ermöglicht

Die Einstufung als kritisch garantiert keine Preissteigerung für den entsprechenden Rohstoff. In der Praxis werden aber Projekte mit Relevanz für die Versorgungssicherheit häufig schneller genehmigt. Zudem können Förderprogramme für Exploration, Abbau, Verarbeitung und Recycling aufgelegt oder erweitert werden. Auch Beschaffungsvorgaben, Normungsprojekte und staatliche Bevorratung rücken eher in den Fokus. Das alles stärkt die Resilienz der Lieferketten, nicht zwingend den Preis.

Internationale Einordnung

Die US-Liste hat erst einmal nur nationale Bedeutung. In der Europäischen Union gelten mit dem Critical Raw Materials Act eigene Kriterien und Schwellenwerte. Die EU-Liste kritischer Rohstoffe umfasst seit 2023 zwar zahlreiche Technologieminerale, Silber ist dort jedoch nicht als kritisch eingestuft. Abweichungen entstehen durch unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen, Importabhängigkeiten und industriepolitische Ziele. Global relevante Preise werden durch die Summe vieler Jurisdiktionen und Märkte geprägt.

Kurzfristige Preiswirkung

Ein direkter Effekt auf den Silberpreis aus der bloßen Aufnahme ist unwahrscheinlich. Der Entwurfsstatus verändert weder die globale Minenproduktion noch die bestehenden Handelsströme. Kurzfristige Bewegungen können aus Erwartungen und Mediennarrativen entstehen, etwa wenn Anleger politische Signale antizipieren. Spürbare Markteffekte wären eher bei konkreten Maßnahmen zu erwarten, beispielsweise bei staatlicher Beschaffung, steuerlichen Anreizen oder einer spürbaren Beschleunigung neuer Förderprojekte.

Mittelfristige Szenarien für Angebot und Nachfrage

Wenn Genehmigungen vereinfacht und Fördermittel ausgerollt werden, könnte die US-Eigenerzeugung steigen. Ein höheres Angebot wirkt tendenziell preisdämpfend. Gegenteilig könnte eine strategische Bevorratung oder beschleunigte Nachfrage aus sicherheitsrelevanten Industrien preistreibend wirken. Der Nettoeffekt hängt vom Umfang der Programme, deren Tempo und externen Trends ab, allen voran der Photovoltaik- und Elektroniknachfrage.

Folgen für Edelmetall-Anleger

Kurzfristig überwiegt der symbolische Charakter der Aufnahme von Silber in die Liste der kritischen Rohstoffe, mittel- bis langfristig zählt die praktische Umsetzung. Für Anleger ist die Einstufung ein weiterer Baustein im Fundament, aber kein alleiniger Entscheidungsfaktor. Positionierungen sollten auf Daten zu Angebot, Nachfrage, Lagerbeständen, Terminstruktur der Börsen und individueller Risikotoleranz basieren. Der Entwurfsstatus macht eine laufende Beobachtung notwendig.

1 Unze Wiener Philharmoniker Silber 1,5 EURO Rückseite
Wiener Philharmoniker | Differenzbesteuert | 1 Unze | Silbermünze 42,10 

Warum die Aussichten für Silber unabhängig von der Klassifizierung gut sind

Die industrielle Nachfrage ist strukturell robust und wird von Megatrends getragen. Photovoltaik wächst mit dem Ausbau erneuerbarer Energien weiter. Elektronik und Elektromobilität erhöhen die Silberintensität vieler Produkte. Zugleich bleibt das Angebot aufgrund der Beiprodukt-Logik begrenzt und reagiert nur verzögert auf Preisimpulse. Mehrjährige Perioden mit knapper Marktlage sind daher möglich. Selbst ohne das Label „kritisch“ sprechen technologische Diffusion, Elektrifizierung und der langfristige Investitionsbedarf in Energie- und Netzinfrastruktur für stabile bis steigende strukturelle Nachfrage.

 

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