Gold-Ausblick Juli 2025:
Jetzt zukaufen oder abwarten?

Weltpolitik, Schuldenorgien und Entdollarisierung prägen den Goldmarkt. Doch während die langfristigen Treiber intakt bleiben, steigt kurzfristig das Risiko einer deutlichen Korrektur. Der Juli verspricht Spannung – mit offenem Ausgang.

Neue Zölle, neue Schulden – und neue Unsicherheit

US-Präsident Donald Trump hat mit neuen Strafzöllen die nächste Eskalationsstufe im Handelskonflikt gezündet. 14 Länder – darunter Japan, Südkorea, Indien und Südafrika – sollen ab August mit Importabgaben von bis zu 40 Prozent belegt werden. Auch gegen „anti-amerikanische“ BRICS-Staaten droht Trump mit Zusatzzöllen.

Die Märkte reagierten bislang verhalten. Doch sollte die Drohung umgesetzt werden, wären neue wirtschaftliche Verwerfungen zu erwarten – und Gold könnte davon profitieren.

Parallel dazu sorgt Trumps neues Megagesetz für Unruhe: Der „Big, Beautiful Bill“ entlastet zwar Unternehmen und Gutverdiener steuerlich um 4,5 Billionen Dollar, reißt aber ein Loch von 3,3 Billionen in den US-Haushalt. Das Budgetdefizit wächst – und mit ihm die Zweifel an der Stabilität des US-Dollar.

Kaufkraftverlust und Gold-Rally

Wie schon in der Vergangenheit ist der steigende Goldpreis keine eigentliche Wertsteigerung, sondern Ausdruck einer systemischen Schwäche: Der Dollar verliert an Kaufkraft. Gold dagegen bleibt konstant – seit Jahrtausenden. Der aktuelle Anstieg ist somit Symptom einer Geldentwertung, nicht bloß die Ursache einer Spekulationsblase.

Besonders deutlich zeigt sich das im langfristigen Kontext: Laut JP Morgan wird Gold zunehmend als Absicherung gegen strukturelle Risiken genutzt – von Stagflation über geopolitische Instabilität bis zur Währungsentwertung. Ein Umfeld, das dem Edelmetall weiteren Auftrieb verschaffen könnte.

Zentralbanken kaufen weiter – Entdollarisierung beschleunigt sich

Zentralbanken treiben die Goldnachfrage weiter an. JP Morgan erwartet für 2025 Nettokäufe von rund 900 Tonnen – erneut getragen von China, Indien, Polen und der Türkei. Der Trend zur Abkehr vom Dollar setzt sich fort. Während der USD-Anteil an den weltweiten Währungsreserven noch rund 58 Prozent beträgt, wächst das Interesse an alternativen Reserveformen – allen voran Gold.

Auch Staatsfonds und kleinere Schwellenländer stocken ihre Goldreserven auf. Sie reagieren damit auf geopolitische Risiken, aber auch auf das wachsende Misstrauen gegenüber US-Staatsanleihen.

Privatanleger schichten um – “Papiergold” in der Kritik

Immer mehr Investoren bevorzugen physisches Gold gegenüber papierbasierten Produkten. Laut JR Research könnte „Papiergold“ – etwa ETFs oder Futures – im Krisenfall an Stabilität verlieren. Gegenparteirisiken, Marktverzerrungen und Liquiditätsprobleme bedrohten die Sicherheit dieser Anlagen. Dagegen biete physisches Gold zuverlässigen Schutz, so die Autoren.

Münze Österreich Goldbarren 50g
Münze Österreich | 50 Gramm | Goldbarren 4.642,30 

Empfohlen wird eine Goldquote von 5 bis 10 Prozent im Portfolio – möglichst in Eigenverwahrung oder professionell versicherten Lagern. Denn nur physisches Edelmetall – also Goldmünzen oder Goldbarren – sei im Ernstfall wirklich krisensicher.

Bemerkenswert ist auch die jüngste Meldung aus dem Kryptosektor. Der Stablecoin-Emittent Tether hält laut Berichten 80 Tonnen Gold. Damit setzt auch ein bedeutender digitaler Finanzakteur auf Gold als Sicherheit.

Goldpreisprognose: Langfristige Preisziele zwischen 2.500 oder 8.926 Dollar?

Dagegen ist die Analystenwelt gespalten. Citi sieht den Höhepunkt des Goldmarktes bereits überschritten. Die Bank erwartet im dritten Quartal 2025 eine Konsolidierung zwischen 3.100 und 3.500 US-Dollar und rechnet bis 2026 mit einem Rückgang auf 2.500 bis 2.700 US-Dollar. Gründe: geopolitische Entspannung, besserer Konjunkturausblick und sinkende Investmentnachfrage.

Ganz anders die Einschätzung von JP Morgan: Dort hält man 4.000 US-Dollar bis Mitte 2026 für möglich. Und der Gold Compass von Incrementum nennt sogar 8.926 US-Dollar als inflationsgetriebenes Szenario bis 2030 – bei einem Basisziel von 4.822 Dollar.

Der Vergleich mit anderen Märkten unterstreicht das Potenzial: Die Marktkapitalisierung von Nvidia (3,86 Billionen USD) übertrifft die des gesamten Silbermarkts (2,03 Billionen) und des Goldminen-Sektors (722 Milliarden) deutlich. Gold bleibt im globalen Portfolio also deutlich untergewichtet – mit entsprechendem Nachholpotenzial.

Saisonalität: Der Juli als Zünglein an der Waage

Historisch zählt der Juli nicht zu den stärksten Goldmonaten. Seit 1970 erzielte er im Schnitt ein Plus von 0,51 Prozent – mit einer positiven Bilanz in nur 26 von 55 Jahren. Dennoch gab es immer wieder extreme Ausschläge. So verlor Gold im Juli 2010 satte 11 Prozent, während es 2011 um fast 9 Prozent stieg.

2024 brachte der Juli ein Plus von 2,7 Prozent. Im laufenden Jahr könnte der Monat erneut richtungsweisend sein – je nachdem, wie sich Politik, Märkte und Technik entwickeln.

Der Juli gehört statistisch gesehen nicht zu den allerbesten Goldmonaten des Jahres.

Charttechnik: Jetzt wird’s heikel

Der Blick auf die aktuelle technische Lage zeigt: Der Goldpreis hat an Dynamik verloren. Ein kurzfristiger Rebound scheiterte am Widerstand bei 3.350 US-Dollar. Der Kurs rutschte anschließend unter die 50-Tage-Linie und durchbrach den siebenmonatigen Aufwärtstrend.

Aktuell liegt die nächste wichtige Unterstützung bei 3.275 US-Dollar. Wird auch diese Marke unterschritten, sind Rücksetzer auf 3.240, 3.200 oder sogar 3.000 Dollar denkbar. In letzterem Fall wäre die 200-Tage-Linie bei 2.932 US-Dollar ein möglicher Auffangpunkt – verbunden mit einer 15-Prozent-Korrektur vom Mai-Hoch.

Im Euro-Chart zeigte sich zuletzt ein klassisches Doppel-Top bei 2.850 Euro. Ein Bruch der Unterstützung bei 2.785 Euro könnte Kursziele bei 2.687 Euro (200-Tage-Linie) aktivieren. Auch hier: Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt, kurzfristig dominiert aber die Konsolidierung.

Begleitet wird die Schwäche von einem neutralen RSI (46 Punkte) und einem Rückgang des Open Interest um 7 Prozent. Viele Marktteilnehmer scheinen sich derzeit zurückzuziehen – und beobachten die Lage von der Seitenlinie.

Goldpreis in Euro, 6 Monate, Basis: US-Futures: In einer fortgesetzten Korrektur könnte Gold bis auf den 200-Tage-Schnitt zurückkommen, derzeit: 2.687 Euro. Das wäre aus langfristiger Sicht sicherlich eine gute Kaufgelegenheit.

Banken setzen auf fallende Kurse

Besonders auffällig ist die starke Short-Positionierung der Banken. US- und Nicht-US-Banken hielten Anfang Juli insgesamt 666 Tonnen Netto-Shorts im US-Futures-Handel – ein Zuwachs von 7 Prozent zum Vormonat. Damit stehen die Institute mit 54 Prozent des Open Interest auf der Verkaufsseite – ein historischer Spitzenwert.

Das zeigt: Der Profimarkt rechnet kurzfristig eher mit einer Abkühlung – oder sichert sich zumindest aktiv gegen steigende Preise ab. Erfahrungsgemäß wurden in vergleichbaren Phasen häufig größere Rücksetzer eingeleitet.

Fazit: Kritische Wochen mit offenem Ausgang

Der Goldpreis steht an einem Wendepunkt. Während die langfristigen Treiber – Schulden, Entdollarisierung, geopolitische Risiken – weiter für steigende Kurse sprechen, mehren sich kurzfristig die Signale für eine Korrektur. Die charttechnische Lage ist angespannt, Banken spekulieren auf fallende Preise und die Märkte warten auf politische Klarheit.

Ob der Juli zur stabilen Sommerpause oder zur nächsten Abwärtswelle wird, bleibt offen. Anleger sollten auf Volatilität vorbereitet sein – und Gold strategisch, nicht spekulativ betrachten. Für langfristig orientierte Goldanleger könnten sich in den kommenden Wochen noch einmal gute Kaufgelegenheiten ergeben.

Sie möchten Gold kaufen oder verkaufen?

Kommen Sie jetzt zu einem persönlichen, unverbindlichen und seriösen Beratungsgespräch in eine unserer Filialen in Wien oder besuchen Sie unseren Online-Shop.
Unsere Filialen
Zum Online-Shop

Das könnte Sie auch interessieren

Neuigkeiten, Hintergrundinformationen und Aktuelles rund um die Themen Gold & Silber.

weitere beiträge