Die Finanzmärkte befinden sich seit vielen Jahren im Bann und bisweilen im Würgegriff der Notenbanken. EZB und Fed haben mit dem größten geldpolitischen Experiment der Menschheitsgeschichte eine Börsen-Blase heraufbeschworen, die offenbar noch weit vom Platzen entfernt ist. Jahrelang wurden die Märkte mit billigem Geld geflutet, die Corona-Pandemie sorgte für eine Vollbremsung und ein Ende der Null-Zins-Ära. Inzwischen befinden wir uns in den USA in einem neuen Zeitalter, nämlich der Hoch-Zins-Ära. Lange war es unmöglich, sein Geld risikolos mit Staatsanleihen oder sogar auf dem Tagesgeldkonto zu vermehren – deshalb hoffen Zocker in aller Welt auf eine Zinswende.
Weitere Zinserhöhungen statt der erhofften Senkung?
Ende Mai 2024 wurden sie jedoch bitter enttäuscht: Aus dem jüngsten Protokoll des Offenmarktausschusses der US-Notenbank „Fed“ geht hervor, dass gleich mehrere Notenbanker nicht an einen schnellen Sieg über die Inflation glauben und sogar eine weitere Zinserhöhung ins Spiel bringen. Zuvor hatte Fed-Chef Jerome Powell noch öffentlichkeitswirksam bekannt gegeben, dass der nächste Zinsschritt höchstwahrscheinlich keine Erhöhung sein würde – und viele kritische Beobachter haben sich gefragt: Warum muss der Mann diesen Ausschluss so ausdrücklich betonen?
Trotz der anfänglichen Hoffnungen auf sinkende Zinsen blieb die Inflation in den USA stabil. Im April stagnierte sie bei 3,4% und stieg im Vergleich zum März sogar leicht an. In Deutschland liegt die Inflation derzeit bei 2,2%. Diese Entwicklungen haben sowohl die Fed als auch die EZB überrascht, da sie fest davon ausgegangen waren, dass die Inflationsrate sinken würde. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hatte noch Anfang des Jahres optimistische Prognosen abgegeben, doch die aktuellen Daten widersprechen diesen Erwartungen.
In der Zwischenzeit warten die Finanzmärkte ungeduldig auf die nächsten Entscheidungen der Zentralbanken. Die Zinspolitik der Fed und der EZB beeinflusst nicht nur die Börsenkurse, sondern auch die Möglichkeiten der Verbraucher, Kredite aufzunehmen. Und eines steht fest: Selbst wenn in diesem Jahr wenigstens ein kleiner Zinsschritt erfolgen sollte, bleiben die Leitzinsen in den USA bei etwa fünf Prozent. Für viele Menschen bleibt es daher schwierig, größere Anschaffungen zu finanzieren oder Immobilienkredite aufzunehmen.
Wie realistisch sind die Hoffnungen auf eine baldige und deutliche Zinswende also wirklich? Es stehen noch sechs Sitzungen der Fed bis zum Jahresende an. Anfang des Jahres war die Euphorie groß, und es wurden bis zu sechs Zinssenkungen erwartet. Doch die Fed betont immer wieder, dass sie datenbasiert vorgeht und Sicherheit haben will, bevor sie Entscheidungen trifft. Diese Zurückhaltung wird von vielen als ein Zeichen dafür gesehen, dass keine schnellen Zinssenkungen zu erwarten sind. Wahrscheinlich wird es, wenn überhaupt, kurz vor Jahresende einen kleinen symbolischen Zinsschritt geben.
Zinspolitik mit weitreichenden Auswirkungen
Die Zinspolitik hat weitreichende Auswirkungen auf Verbraucher, Unternehmen und die gesamte Wirtschaft. Diese Entwicklungen spüren wir nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit. Die Zeiten der Niedrigzinsen, von denen viele profitiert haben, scheinen vorerst vorbei zu sein. Viele Angehörige der älteren Generation erinnern sich daran, dass sie ihr erstes Haus mit Zinsen von bis zu acht Prozent finanziert haben. Für die Babyboomer-Generation war das normal, aber für die jüngere Generation ist die aktuelle Zinslage eine neue und herausfordernde Situation – denn heutzutage kostet das Einfamilienhaus nicht mehr 300.000 D-Mark wie damals, sondern 500.000 Euro oder umgerechnet eine Million Mark.
Die steigenden Zinsen und die hohe Inflation beeinflussen also ganz massiv den Alltag der Menschen. Nicht nur die Preise für Häuser sind massiv gestiegen – und die Leitzinsen liegen mittlerweile bei vier bis fünf Prozent. Selbst für Gutverdiener wird es schwierig, Kredite zu erhalten. Diese Situation führt zu Unsicherheit und Besorgnis, da viele Menschen nicht wissen, wie sie ihre finanziellen Pläne umsetzen sollen.
Ein weiteres Problem ist die nominale Inflation, die also offiziell gemeldet wird, die aber bei vielen Menschen nicht ankommt. Beispielsweise können Energiepreise in den Verträgen mit den Stromversorgern nur alle zwei Jahre angepasst werden, weil Verbraucher lang laufende Verträge haben – wenn Sie also in der Zeitung lesen, dass die Inflation sinkt, weil die Energiepreise sinken, dann ist das schön, hat aber keine Auswirkungen auf Ihre nächste Stromrechnung.
Dennoch bleibt die Frage offen, ob die Fed oder die EZB in diesem Jahr die Zinsen senken werden. Viele hoffen auf eine Wende, doch die Unsicherheit bleibt – und diese Unsicherheit ist nicht nur Gift für den privaten Konsum, sondern auch für das Investment-Verhalten an den Finanzmärkten. Denn wenn es eines gibt, dass Börsianer nicht mögen, dann ist es Unsicherheit.
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