Wie China unbemerkt eine neue Zeitrechnung auf dem Edelmetallmarkt einläutet

China treibt den Goldpreis / / Bildnachweis: Generiert mit Midjourney

Eine starke Notenbanknachfrage, Inflationsängste, die Hoffnung auf eine schnelle Zinswende in den Vereinigten Staaten – das sind die altbekannten Erklärungsansätze für die gegenwärtige Gold-Rallye. Tatsächlich passiert hinter den Kulissen jedoch etwas Monumentales.

Wieder einmal gehen turbulente Tage an den Finanzmärkten und in der Welt zu Ende – und inzwischen ist die Geopolitik wieder in Vergessenheit geraten. Zuvor haben wir noch eine große Unsicherheit erlebt wegen des Konflikts zwischen dem Iran und Israel. Wir haben einen iranischen Angriff auf Israel gesehen, und einige Tage lang wurde diskutiert, wann es einen Gegenangriff geben könnte. Ursprünglich wurden Gerüchte gestreut, dass dieser Gegenangriff erst im Mai stattfinden könnte wegen des Pessachfestes. Dann hielt die Welt erneut den Atem an, als ein Gegenschlag Israels gegen den Iran gemeldet wurde. Bis heute ist allerdings nicht klar, ob es wirklich ein Gegenangriff war – und wie dieser Konflikt weitergeht. Beide Seiten halten sich bedeckt. Und die Finanzmärkte gehen wieder zur Tagesordnung über.

Der Goldpreis hat in den letzten Tagen einige Ausschläge nach oben und nach unten hinter sich. In den letzten Tagen hat sich Gold unterhalb der Marke von 2400 Dollar positioniert, und offenbar hat die Gold-Rallye hier erstmal vorläufig ihren Höhepunkt gefunden – oder eine Verschnaufpause? Oder eine Trendwende? Das wissen wir noch nicht, aber eines ist festzuhalten: Bei 2.400 US-Dollar pro Feinunze ist offenbar im Moment der Deckel drauf.

 

Keine historischen Daten vorhanden

Die bisherige Logik auf dem Gold-Markt gilt nicht mehr

Weiterhin ist aber ungeklärt, wo dieser massive Aufschwung beim Goldpreis herkommt, der sich in den letzten Wochen und Monaten entwickelt hat. Es wurde viel über den Goldpreis geschrieben, und es sind wieder die gleichen Themen, die genannt werden: Eine starke Notenbanknachfrage, Inflationsängste, die Hoffnung auf eine schnelle Zinswende in den Vereinigten Staaten.

Dabei werden jedoch einige Details unterschlagen: In anderen Märkten, beispielsweise in Indien, ist die Nachfrage nach Gold zuletzt eher zurück gegangen. Die physische Nachfrage in Europa und den USA ist regelrecht eingebrochen ist, weil viele Privatanleger vom hohen Goldpreis abgeschreckt werden und auf eine Rückkehr zu einem Goldpreis von unter 2.000 Dollar oder Euro hoffen – worauf sie nach aktuellem Stand wohl lange warten können.

Doch gerade in Deutschland werden die Edelmetallhändler im Moment regelrecht überflutet mit Rückkäufen. Die Prägestätten in aller Welt beklagen Umsatzeinbrüche von 80 bis 95 Prozent – prägefrische Ware ist also so gut wie nicht mehr nachgefragt. Es stimmt zwar, dass die chinesische Nachfrage stark ist, aber dafür gibt es auch viele Entwicklungen auf dem Markt, die eigentlich für einen sinkenden Goldpreis sprechen.

Chinesische Daytrader entdecken Gold für sich

Es gibt jedoch einen Verdacht, der – wenn er sich als wahr herausstellt – auf eine Zeitenwende am Goldmarkt hindeutet. Denn die Deutungshoheit über den Goldpreis bewegt sich gerade vom Westen in den Osten, genauer gesagt: Nach China. An der sogenannten Shanghai Futures Exchange wurden massive Wetten auf einen steigenden Goldpreis abgeschlossen. Wichtig ist dabei, dass die Geschäfte an diesem Finanzplatz nicht in Geld ausgeglichen werden, wie es ja oft auf diesen Futures- und Optionsscheinmärkten üblich ist, sondern in einer physischen Auslieferung. Das heißt also: Falls diese Anleger am Ende wirklich ihre Auslieferung fordern, kann der Goldpreis in völlig neue Höhen vordringen.

Wichtig für das Verständnis des Futures-Marktes in China ist auch, dass auf diesem Markt sehr viele Daytrader unterwegs sind in China, die sich in WeChat-Gruppen organisieren. Es sind Millionen Menschen, vor allem junge Chinesen, die auch einen Hang zum Spielen haben, also gerne auch mal ein bisschen zocken, und die im Moment offenbar den Goldpreis als Vehikel zum Zocken verwendet haben. Und diese Gemengelage – einerseits chinesische Privatanleger, die über diesen Markt Wetten auf steigende Goldkurse laufen haben, und andererseits eine starke physische Nachfrage auf dem chinesischen Markt, hebt den Goldpreis stark an.

Besonders spannend ist diese Entwicklung, weil der steigende Goldpreis insbesondere im deutschsprachigen Raum sehr viele Privatanleger dazu bewegt hat, ihr Gold zu verkaufen – und dieses Gold wandert über die Schweiz direkt nach China. Man könnte auch etwas überspitzt sagen: Haben die Chinesen den Goldpreis in neue Höhen geprügelt, um die Deutschen dazu zu bewegen, ihr physisches Gold aus der Hand zu geben?

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