Ist die Hausse vorbei?

Wird es dunkel, oder ist die Konsoliderung eine Gelegenheit zum günstigen Nachkaufen? // Bildnachweis: Eigenes Bild

Gold verliert 180 US-Dollar in wenigen Tagen

Der Ausgang der US-Wahlen hat den Goldmarkt in Aufruhr versetzt: Der Goldpreis fiel von rund 2.780 auf etwa 2.600 US-Dollar – eine beachtliche Korrektur in kürzester Zeit. Wo sind die lauten Gold-Bullen geblieben?

Bis vor einigen Wochen haben sich die Analysten noch mit Prognosen zu Gold regelrecht überboten: 3.000 US-Dollar? Noch in diesem Jahr möglich! 5.000 Euro? Absolut realistisch im Jahr 2025. Und langfristig? The sky is the limit!

Nun fragen sich viele Privatanleger, ob der Rückgang des Goldpreises eine gesunde Konsolidierung darstellt oder ob ein tiefergehender Richtungswechsel bevorsteht. Die Antwort darauf ist komplex und hängt von verschiedenen Marktfaktoren ab, die in den letzten Tagen das Blatt gewendet haben.

1. Gegner von Gold: Der starke US-Dollar

Ein starker US-Dollar ist derzeit einer der Hauptfaktoren, die auf den Goldpreis drücken. Nach der Wahl hat sich die Währung durch eine Kombination aus steigender Nachfrage und Marktstabilisierung gegenüber anderen Währungen behauptet. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, verteuert sich das Edelmetall für Käufer in anderen Währungen – ein Faktor, der die Nachfrage dämpfen und den Preis in Dollar sinken lässt.

2. Gegner von Gold: Steigende Anleiherenditen

Steigende Anleihepreise tragen ebenfalls zur Schwäche des Goldes bei. Nach der Wahl suchten Investoren vermehrt Sicherheit in Staatsanleihen, was deren Renditen fallen ließ und die Attraktivität von Gold im Vergleich reduzierte. Gold konkurriert traditionell mit Anleihen als sicherer Hafen, aber wenn die Anleihenmärkte höhere Preise und niedrigere Renditen bieten, ziehen viele Anleger diese stabile, staatlich abgesicherte Anlage dem Edelmetall vor.

3. Gegner von Gold: Bitcoin und Co.

Hinzu kommt, dass andere Anlageklassen, wie Aktien und Kryptowährungen, derzeit bessere Renditen versprechen und Investoren zunehmend in diese Märkte drängen. Vor allem Aktien verzeichnen Kursgewinne, während Kryptowährungen wieder einmal ihre Dynamik unter Beweis stellen. In einem Marktumfeld, das nach Performance sucht, verliert Gold gegenüber diesen heiß begehrten Alternativen an Attraktivität.

4. Gegner von Gold: Die Gold-Bullen von gestern

Kann es sein, dass genau diejenigen jetzt den Stecker bei Gold ziehen, die zuvor die „goldene“ Aufwärtsbewegung angetrieben haben? Ich spreche von denjenigen, die ohnehin den längeren Hebel in der Finanzwelt unter ihrer Kontrolle haben: Banken, Hedgefonds und Trader – sie wussten offenbar ganz genau, wie man ein vergleichsweise kleines Asset wie Gold bewegt. Erst wurde die Rally vorangetrieben, dann ein starker „Short-Play“ eingeleitet – und jetzt stehen sie bereit, auf die nächste Abwärtsbewegung zu setzen und dabei zusätzlich zu verdienen. Die Gewinne? Die haben sie nun auf beiden Seiten des Marktes gemacht – als hätten sie im Casino mal auf Rot und mal auf Schwarz gesetzt.

Keine Frage, die Finanzmärkte haben sich schon lange in eine Welt der Extreme gewandelt – doch es ist wieder einmal auffällig, wie schnell sich die Stimmung der Analysten änderte: Vor der US-Wahl wurde noch „Kaufen, kaufen!“ gepredigt, Gold würde ganz sicher weiter steigen.

Nach der Wahl änderte sich der Ton plötzlich: Die Märkte hätten „Abkühlung“ gebraucht, hieß es plötzlich. Hier zeigt sich, wie oft Analysten von kurzfristigen Entwicklungen getrieben werden und wie schnell sich ihre Prognosen drehen können. Und eine weitere Erkenntnis wird zum Ende des Jahres deutlich: Die Gold-Stärke, aber auch die aktuelle Gold-Schwäche ist nicht ausschließlich auf fundamentale Faktoren zurückzuführen.

Natürlich ist eine „Verschnaufpause“ bei Gold überfällig gewesen. Der Aufwärtstrend wurde zuletzt immer offensichtlicher durch spekulative Aktivitäten vorangetrieben – eine „Selbstläufer-Rally“, die nun zu einer gesunden Rückkehr auf den Boden der Tatsachen führt. Zudem dürfen wir nicht vergessen: Gold ist ein vergleichsweise kleiner Markt, vor allem im Vergleich zu Aktien und Anleihen.

Das bedeutet, dass wenige große Akteure – Banken, Hedgefonds und professionelle Trader – in der Lage sind, den Markt in erheblichem Maße zu bewegen. Wenn diese Akteure ihre Strategien ändern, wird dies im Goldmarkt stärker spürbar als in anderen Anlageklassen. Und vielleicht ist die gegenwärtige Konsolidierung, so sehr sie die erfolgsverwöhnten Gold-Bugs derzeit verunsichert, die Gelegenheit zum günstigen Nachkaufen, auf die wir alle gewartet haben.

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