Silber- und Goldanleger müssen zunehmend wachsam sein: Die Edelmetallhausse hat offenbar dazu geführt, dass auch Fälscher noch aktiver geworden sind. Vor allem bei Silber ist in den letzten Monaten parallel zum Sprung des Silberpreises auf neue Rekordhochs in Euro und Dollar eine neue Generation von Fälschungen aufgetaucht, die selbst erfahrene Sammler und Anleger ins Grübeln bringt. Besonders betroffen sind weltbekannte Bullionmünzen wie der Krugerrand aus Südafrika und der Wiener Philharmoniker aus Österreich. Diese Fälschungen sind nicht mehr die groben Kopien früherer Jahre, sondern täuschend echt wirkende Nachprägungen mit feiner Oberfläche und korrekt wirkenden Maßen.
Immer raffiniertere Fälschungen im Umlauf
Früher reichte ein flüchtiger Blick: Stumpfes Metall, unscharfe Konturen oder falsche Schriftarten entlarvten Fälschungen sofort. Heute ist das anders. Die moderne Fertigungstechnologie – insbesondere Prägemaschinen und Gussverfahren in Asien – ermöglicht eine fast perfekte Imitation des Originals. Gewicht und Durchmesser stimmen oft exakt, selbst die Randschrift und die Prägekanten wirken überzeugend. Erst unter der Lupe zeigen sich deutliche Abweichungen, die Rückschlüsse auf die wahre Herkunft zulassen.
Diese Entwicklung ist für Anleger brisant, denn viele dieser Fälschungen bestehen nicht aus Edelmetall, sondern aus billigeren Legierungen wie Messing, Kupfer oder Zink, die anschließend galvanisch versilbert oder vergoldet werden. Sie sehen aus wie echte Münzen – haben aber keinerlei Materialwert.
Beispiel 1: Der südafrikanische Krugerrand
Der Krugerrand ist die wohl bekannteste Anlagemünze der Welt. Seit 1967 in Gold und seit 2017 auch in Silber geprägt, gilt er als Klassiker unter den Bullionmünzen. Entsprechend beliebt ist er leider auch bei Fälschern.
Vorderseite (Porträt von Paul Kruger)
Beim Original zeigt die Münze ein fein modelliertes Porträt des südafrikanischen Staatsmanns Paul Kruger mit klar erkennbaren Gesichtszügen, scharfen Bartstrukturen und einem dezent gekörnten Hintergrund. Die Buchstaben „SUID-AFRIKA“ und „SOUTH AFRICA“ verlaufen präzise entlang des Randes, die Serifen sind fein und gleichmäßig.
Bei Fälschungen wirkt das Gesicht flacher und glatter, fast „weichgezeichnet“. Der Bart zeigt keine differenzierte Struktur, sondern nur grobe Wellenformen. Besonders auffällig ist die fehlende Tiefe zwischen den Haarsträhnen, die beim Original klar voneinander getrennt sind. Auch die Übergänge zwischen Gesicht und Bart sind beim Fälscherprodukt weniger präzise ausgearbeitet.
Die Schriftzüge unterscheiden sich subtil, aber eindeutig: Bei der Fälschung sind einige Buchstaben – etwa das „A“ und „R“ – leicht verzerrt oder unterschiedlich breit. Außerdem fällt auf, dass die Randperlen (die kleinen Punkte entlang des Münzrandes) unregelmäßig sind: Manche erscheinen abgeflacht, andere zu dicht gesetzt.
Rückseite (Springbock)
Das ikonische Springbock-Motiv ist beim Original fein und lebendig modelliert. Man erkennt die angespannte Muskulatur, die Fellstruktur und den plastischen Schattenwurf auf dem felsigen Untergrund. Die Landschaft im Hintergrund ist klar differenziert, mit sichtbaren Hügeln und Vegetationsdetails.
Bei der Fälschung wirkt der Springbock dagegen glatter und lebloser. Die Fellstruktur fehlt fast völlig, der Untergrund unter den Hufen ist vereinfacht und zeigt kaum Relief. Auch der Übergang zwischen Motiv und Hintergrundfeld ist flacher. Unter einer Lupe zeigen sich winzige Gussporen oder feine Linien, die beim Prägen nicht entstehen würden – ein sicheres Indiz für einen Nachguss.
Beispiel 2: Der Wiener Philharmoniker
Die österreichische Silbermünze „Wiener Philharmoniker“ gehört zu den meistverkauften Anlagemünzen Europas. Sie wird von der Münze Österreich aus 999,9er Feinsilber geprägt und überzeugt durch ihr detailreiches Design. Auch diese Münze ist inzwischen Ziel moderner Fälschungen.
Bildseite (Instrumente)
Das Original zeigt eine fein ausgearbeitete Komposition aus acht Instrumenten – darunter Cello, Violinen, Harfe, Fagott und Horn. Besonders auffällig ist die filigrane Darstellung der Harfensaiten und der Saiteninstrumente, die unter Vergrößerung exakt parallel verlaufen und scharf enden. Der Hintergrund weist eine gleichmäßige, leicht matte Körnung auf, die typisch für Prägungen der Münze Österreich ist.
Bei der Fälschung fällt sofort auf, dass viele dieser feinen Linien verloren gegangen sind. Die Harfensaiten erscheinen zu dick oder unvollständig, teilweise sind nur sieben oder acht statt der korrekten Anzahl von Saiten zu erkennen. Die Flächen der Violinen wirken unruhig und die Konturen unsauber. Auch die Buchstaben des Schriftzugs „WIENER PHILHARMONIKER“ sind leicht verfälscht – das „R“ und „K“ sind anders proportioniert, und die Innenkanten der Buchstaben sind nicht exakt geschnitten.
Ein weiteres Merkmal: Der Hintergrund der Fälschung ist zu glatt, fast spiegelnd. Das Original hingegen weist eine feine, sandmatte Struktur auf, die Reflexionen bricht.
Wertseite (Orgel und Nominale)
Die Rückseite mit der großen Orgel des Musikvereins ist beim Original bis ins Detail ausgearbeitet: Man erkennt Ornamente, feine Säulenreliefs und kleine Linien an den Orgelpfeifen. Die Schriftzüge „REPUBLIK ÖSTERREICH“, „1 UNZE FEINSILBER“ und „1,50 EURO“ sind klar proportioniert und zeigen saubere Serifen.
Bei der Fälschung ist die Ornamentik deutlich vereinfacht. Die Säulen wirken flach, die Pfeifen zeigen kaum Tiefe, und kleine Zierelemente fehlen. Unter der Lupe sieht man zudem unregelmäßige Übergänge zwischen Schrift und Feld – ein Hinweis auf eine schlechte Gravurvorlage. Auch die Jahreszahl ist oft minimal anders positioniert oder in einer falschen Typografie ausgeführt.
Allgemeine technische Merkmale von Silber-Fälschungen
Trotz der zunehmenden Qualität moderner Nachprägungen zeigen sie bestimmte technische Schwächen, die Anleger kennen sollten:
- Feldtextur: Originale weisen eine gleichmäßige, feine Körnung auf. Fälschungen zeigen oft zu glatte oder unregelmäßig glänzende Felder.
- Relieftiefe: Nachprägungen wirken flacher oder übermäßig „weich“. Feine Details – etwa Bartlinien, Saiten oder Ornamente – sind nicht vollständig ausgeprägt.
- Schrift und Randgestaltung: Buchstabenformen, Abstände und Serifen weichen leicht ab. Randperlen sind oft unregelmäßig oder asymmetrisch.
- Oberflächenfehler: Kleine Poren, Gussblasen oder Linien deuten auf ein Gussverfahren hin, während echte Münzen geprägt werden.
- Materialzusammensetzung: Fälschungen bestehen meist aus unedlen Metallen, galvanisch beschichtet. Das Gewicht, die Dichte und der Klang unterscheiden sich messbar vom Original.
Das Buch über Betrug & Fälschungen mit Gold
In seinem Buch The Gold You Trust vermittelt Walter Hell‑Höflinger einen umfassenden Einblick in die Welt von Betrug und Fälschungen im Edelmetallgeschäft. Er arbeitet dabei nicht nur seine Erfahrungen als allgemein beeidigter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Edelmetalle ein, sondern legt insbesondere Wert darauf, Anleger zu befähigen, eigenständig Sicherheitsmerkmale zu erkennen und so das Vertrauen in physisches Gold zu stärken. Weiterlesen lohnt sich insbesondere für Privatanleger, die sich vor zunehmend perfekteren Fälschungen schützen möchten.
Wie sich Anleger schützen können
Auch wenn die Optik der Fälschungen immer besser wird, können Anleger mit einigen einfachen Maßnahmen sicher investieren:
- Nur bei zertifizierten Händlern kaufen. Gold & Co. prüft jede Münze sorgfältig und garantiert Echtheit und Feingehalt.
- Details prüfen. Mit einer 10-fachen Lupe lassen sich Unterschiede in Schrift, Struktur und Randgestaltung leicht erkennen.
- Technische Tests anwenden. Gewicht, Durchmesser und Dicke lassen sich mit einfachen Geräten messen. Ein Magnettest oder ein Klangtest kann weitere Hinweise geben.
Die Fälscher werden immer besser, doch wer seine Anlagemünzen kennt, ist klar im Vorteil. Mit etwas Wissen über die typischen Merkmale und einer gesunden Portion Skepsis lassen sich selbst täuschend echte Nachprägungen entlarven. Wer sich auf geprüfte Fachhändler wie Gold & Co. verlässt, schützt sein Vermögen – und sammelt zugleich echte Werte, die Bestand haben.