Was man beim Verkauf von Edelsteinen wissen sollte

Was man beim Verkauf von Edelsteinen wissen sollte © Eigenes Bild

Ein goldener Ring, mit einem wertvoll leuchtend roten Rubin. Schon als Kind hat Oma uns immer erzählt, wie wertvoll der Ring und der Stein sind, den schon sie von ihrer Großmutter vererbt bekommen hatte.

Echte Edelsteine und was danach aussieht

Zeitsprung – jetzt sitzen Sie mit Ihrem wertvollen Kleinod bei jemandem, der sich damit auskennt und erfahren, wenn auch vorsichtig eingeleitet, dass der rote Stein auf Ihrem Ring wohl tatsächlich ein Rubin ist.

Allerdings keiner der seinen Ursprung aus der Erde nahm. Vielmehr stammt der Stein aus einer der Experimentierküchen des genialen Tüftlers Auguste Verneuil, der bereits Ende des 19.Jahrhunderts ein Verfahren zu künstlichen Herstellung von Rubinen und den stofflich verwandten Saphiren entwickelt hat.

Nachdem die Produktion nach dem Verneuil-Verfahren um 1910 massentauglich geworden war, wurden Steine in Rot und Blau (Rubin und Saphir) in großem Stile produziert und in Ringen, Ketten, Broschen und anderen Schmuckstücken gefasst. So konnte der Heißhunger der Massen auf wertvolle Steine gestillt werden –  und das zu moderaten Preise.

Und so verblasst der Mythos des unschätzbar wertvollen Familienerbstücks um Großmutters Ring zu etwas, dessen Preis irgendwo zwischen dem Materialwert des Goldes und dem eigenen ideellen Wert liegt.

Unechte Edelsteine: Imitate & Halbedelsteine

Nachdem Schmuck schon immer eine Ausdruck des sozialen Status des Trägers war, wurde natürlich gerade deswegen auch oft dabei geschummelt. Echte Edelsteine wurden mit günstigeren Mineralen oder künstlichen Imitationen ersetzt, um es auch weniger zahlungskräftiger Kundschaft zu ermöglichen sich „hochkarätigen“ Schmuck zu leisten.

Diamanten wurden so durch andere weiße Steine wie Bergkristalle, Bleikristall-Glas oder Strass ersetzt. Seit Mitte der 1950er Jahren ist es zudem möglich Diamanten synthetisch herzustellen, wobei die Kunstdiamanten neuerer Generationen selbst für Experten kaum mehr von echten Steinen unterscheidbar sind.

Mit gängigen Farbsteinen geschah dasselbe. Für den blauen Saphir wurden, genauso wie für den Rubin, gerne synthetische Steine genutzt, die sich im selben – vom oben genannten Herrn Verneuil erfundenen – Flammschmelzverfahren herstellen lassen. Aber auch Glasimitationen wurden vielfach anstatt echter Saphire und Rubine eingearbeitet.

Smaragde imitierte man mit eingefärbten Glas, Peridot und Verdelith – dem grünen Turmalin. Der hellblaue Aquamarin wurde gerade nach dem zweiten Weltkrieg mit dem gleichfärbigen Spinell ersetzt, aber oft auch lediglich mit Glas imitiert.

Außerdem kamen im Modeschmuck des 19. und 20.Jahrhunderts vielfach auch Steine der Quarzreihe – echt, wie auch synthetisch hergestellt – zum Einsatz:  Violette Amethyste, braune Rauchquarze, gelblichen Citrine und auch blassrosafarbene Rosenquarze und glasklare Bergkristalle schmückten die Damen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte.

Edelsteine verkaufen: Welche Preise sind zu erwarten?

Wer in Österreich Schmuck mit Edelsteinen verkaufen möchte, erlebt jedoch auch oft eine Enttäuschung – selbst wenn es sich um echte Steine handelt.

Preisbewertung für gefasste Steine

Sind die zum Verkauf stehenden Edelsteine in Schmuckstücke gefasst, zählen bei der Preisbewertung der Steine, vor allem Aspekte, die für den Wiederverkauf relevant sind:

  • Qualität und Erhaltungsgrad des Steines
  • Wert des Steines in dem vorliegenden Zustand
  • Wiederverkäuflichkeit des umgebenden Schmuckstücks
  • Bei alten Stücken: Originalzustand oder verändert?

Preise beim Ankauf loser Edelsteine

Möchten Sie lose Edelsteine verkaufen, bestimmt neben der Größe und Qualität des Stücks, vor allem die Nachfrage nach dem jeweiligen Stein im jeweiligen Schliff den Wert. Jede Steinfarbe und jeder Schliff hat seine Zeit und unterliegt der Mode. Aus genau dem Grund sind leider viele Steine, auch wenn sie schön sind, praktisch unverkäuflich.

Um einen alten Stein wieder zu verwenden, muss ein Goldschmied ein Schmuckstück extra für den Stein designen und herstellen. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass umgekehrt der vorliegende Stein genau den Eigenschaften entspricht, die ein Goldschmied gerade für ein Schmuckstück sucht.

Hat der Stein oder das umgebende Schmuckstück dazu aufgrund seines Alters bereits Tragespuren, kleinere Schäden oder einen nicht mehr gefragten Schliff, werden die Ankaufspreise vom Handel sehr niedrig angesetzt. Oft lehnen Edelsteinhändler und Juweliere den Ankauf eines Steins oder Schmuckstücks überhaupt ab.

Die Hauptursachen für die Ablehnung durch Händler beziehungsweise für niedrige Preise beim Ankauf als Schmuckstück – Preise kaum über dem Materialwert des Edelmetalls – sind durchwegs wirtschaftlicher Natur: Das äußerst hohe Lohnkostenniveau und die dezentrale Lage Österreichs in Bezug auf die großen Diamanthandelsplätze macht einen Edelsteinankauf durch den damit verbundenen Aufwand rasch unökonomisch.

In erster Linie betrifft das Meleè-Ware, also Stücke mit sehr kleinen Steinen, sowie Stücke mit weniger wertvollen Edelsteinen. Für Juweliere ist es günstiger über den Großhandel neue, graduierte Meleè-Ware zu beziehen, als alte Steine zu kaufen und neu aufzuarbeiten.
Nachdem Farbsteine oft nicht kalibriert geschliffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Stein als Reparaturstein genau in eine bestehende Fassung passt, nicht sehr hoch.

Welche Edelsteine verkauft werden können

Anders als bei Gold und Silber fehlt für Edelsteine ein internationaler Referenzpreis. Ein solcher wäre auch kaum möglich, da jedes Stück für sich einzigartig ist. Der Wert einzelner Steine bemisst sich daher nicht nur nach dem Gewicht, der Reinheit, der Farbe und dem Schliff, sondern auch nach einer gewissen Subjektivität auf allen Seiten.

Als Faustregel für den Verkauf von Edelsteinen gilt: Je schöner und größer, desto leichter wird sich ein Käufer finden. Denn ab einer gewissen Größe und Qualität werden Edelsteine zunehmend auch als Anlage in Betracht gezogen. Wichtig ist dabei dann aber auch, dass die Steine unbehandelt sind. Das heißt nicht, dass sie ungeschliffen sein sollen – im Gegenteil. Aber, dass sie keine Versuche der künstlichen “Verbesserungen”, z.B. durch Erhitzen durchlaufen haben.  Besonders gefragt sind dabei vor allem die “großen 3 Farbsteine”: Rubin, Saphir und Smaragd.

Edelstein Ankauf & Beratung in Wien

Gold & Co Gründer Walter Hell-Höflinger ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Edelmetalle & Juwelen, europäischer Gemmologe sowie Fachmitglied der Österreichischen Gemmologischen Gesellschaft.

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