Alter Schmuck und Sammlerstücke als Geldanlage?

Alter Schmuck und Sammlerstücke als Geldanlage? © Eigenes Bild

Der Familienschmuck gilt als Anlagevermögen

Goldene Ringe, Diamantencolliers und teure Uhren. Schmuck zählt vielen nicht nur als modisches Accessoire, sondern auch als wertvoller Besitz. Nicht selten gilt der Familienschmuck als fast heiliges Gut und wird als Erbschmuck von Generation an Generation weitergegeben. Wer aber dann doch alten Schmuck verkaufen will, erlebt nicht selten eine herbe Enttäuschung. Denn für die vermeintlich hochwertigen Erbstücke zahlen Schmuckankäufer oft nicht einmal ansatzweise die erhofften Preise. Ursächlich kommen dabei zwei Dinge zusammen. Zum einen sind jene sentimentale Werte, die Sie Ihrem alten Familienschmuck verbindet, schlichtweg unbezahlbar, und zum anderen eignet sich Schmuck tatsächlich nur im Ausnahmefall als Wertanlage.

Bei Goldschmuck zählt oft nur der Materialwert

Handelt es sich um herkömmlichen Goldschmuck- meist industriell hergestellt – zählt vor allem der Materialwert. Hier ist dann der Preis für Altgold ausschlaggebend, der sich mit einem Abschlag für das Schmelzen und Recycling am Goldpreis orientiert . Nur bei wirklich seltenen Stücken aus den Händen bekannter Meister (links eine Brosche von Joseph Hoffmann, Wiener Werkstätte) liegt der Wert eines Schmuckstücks über dem reinen Materialwert. Jedoch ist auch dieser dann sehr stark von aktuellen Moden und der Nachfrage abhängig.

Diamonds are forever?

Aber seltene Edelsteine, Diamanten, Rubine und Smaragde werden doch Ihren Wert behalten und sogar steigern. Oder? Als Geld-Anlage eignen sich Diamanten erst ab einer gewissen Größe (ab 1 bis 2 Karat), da der Handel schwierig und teuer ist. Da es für Diamanten und Co kaum einheitlichen Preise gibt, sich die Preise neben Gewicht auch auf Farbgebung, Reinheit, Seltenheit und Schliff beziehen, braucht es hier oft ein Gutachten eines Sachverständigen um den Wert richtig einschätzen zu können.

Für Laien und selbst für geübte Juweliere sind echte Steine oft kaum mehr vo n den heutzutage perfekten Synthesen oder qualitätsverbesserten, behandelten Steinen zu unterscheiden. Dazu kommt noch, dass Diamanten aktuell einem starken Preisdruck unterliegen, da einerseits die Minen mühsam fördern aber andererseits einen große Zahl an verkauften Steinen der vergangenen Jahrzehnten durch Erbe und Verkauf wieder in den Markt gelangen. Dazu Mag. Walter Hell-Höflinger, Europäischer Gemmolge und Sachveständiger:

„Der starke Zufluß von Altdiamanten in den Markt, die steigenden Förderkosten für Minenware, die immer schwerer zu erkennenden Diamantsynthesen sowie die ethische Diskussion um die Minenförderungen, drücken stark auf den Preis da das Angebot größer als die Nachfrage ist. Zudem machen hohe Verluste beim Verkauf Diamanten nur für Profis zu einer geeigneter Anlage“

Besser sind dabei hingegen Farbsteine – Smaragde, Saphire, Rubine oder Demantoide – sind wertvolle Anlagen in den gefragten Top-Farben in unbehandelter Qualität. Wichtig hierbei ist ein Gutachten eines internationalen gemmologischen Instituts.

Luxusuhren als Geldanlage

Auch teure Uhren sind selten tatsächliche Wertanlagen. Nur sehr wenige Top-Marken versprechen überhaupt eine Chance für Wertzuwächse, und selbst für diese Luxusuhren ist der Markt extrem volatil und fast unberechenbar. So ist es nicht einfach nur eine Marke die Werterhalt oder gar –steigerung verspricht, sondern meist nur einige gefragte Modelle. Der schöne Schein kann in diesem Fall sehr trügerisch sein, denn wer Schmuckinvestments als Geldanlage betrachtet, kann sich nur im seltsten Fall über Wertzuwachs freuen, in den allermeisten Fällen aber werden Anleger eher Enttäuschungen erleben.

Antike Münzen & Sammlerstücke

Historische Münzen können durchaus wertvoll sein, auch wenn diese nicht aus Gold oder Silber bestehen. Der numismatische Wert, also den Preis den Sammler für seltene Stücke zu bezahlen bereit sind durchaus nicht zu verachten. Dabei müssen Münzen sogar nicht einmal richtig antik sein, grundsätzlich gilt: Je seltener desto besser.
Und das kann eben auch auf Fehlprägungen oder Münzprägungen mit geringer Auflage von etwa Zwergstaaten zutreffen. Als Geldanlage eignen sich solche Münzen aber trotzdem selten. Meist ist der Materialwert von Sammlermünzen für den Wert nachranging, in erster Linie zählt das Angebot, der Zustand des jeweiligen Stückes und auch, ob sie dem Sammler gefällt und er bereit ist Geld dafür auszugeben. Wie hoch die Rendite ist, lässt sich auch nicht zuverlässig vorhersagen.

Ebenso verhält es sich mit Antiquitäten. Der Preis orientiert sich an der Nachfrage am Sammlermarkt und damit an aktuellen Moden und der Zustand eines Stückes spielt eine zentrale Rolle. Wie bei Schmuck und Steinen sind die Transaktionskosten bei jedem Verkauf recht hoch, weil oft Gutachten von Sachverständigen eingeholt werden müssen. Tendenziell erkennt man aber – relativ zu Gold – eine deutlicher Wertsteigerung über die letzten Jahre – was wiederum ein Hinweis auf die Manipulation am Goldmarkt ist.

Sammlerstücke als Geldanlage nur für Profis

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Geldanlage in Antiquitäten, historische Sammlermünzen und anderes Seltenes nur für Profis Sinn macht. Das Geschäft mit Kunst, Antiquitäten und anderen Sammlerstücken ist kompliziert und ohne Expertise sehr schwierig. Ohne sich tiefgehend mit der jeweiligen Materie zu befassen und über Jahre eine Expertise in den Gebieten aufzubauen, holt man sich schnell eine blutige Nase.

Anlagemünzen als sicherer Hafen

Wer tatsächlich Geld anlegen möchte, sich vor allem gegen Geldentwertung & Inflation absichern will und auch auf Rendite spitzt, sollte auf Anlagemünzen aus Gold oder Silber setzen. Diese Münzen werden basierend auf Ihrem Materialwert gehandelt, sodass ihr Preis an den aktuellen Goldpreis bzw. Silberpreis gebunden ist. Und Gold gilt als wertstabil, es behält seine Kaufkraft – egal in welcher Währung.

Klassische Anlagemünzen wie der heimische Wiener Philharmoniker, die kanadischen Maple Leaf Münzen oder die bekannten Krügerrand Goldmünzen aus Südafrika werden weltweit akzeptiert und die Preisentwicklung des Silber- oder Goldkurses für jedermann transparent einzusehen. Dazu kommt, dass bei Anlagengold und –Silber eine sehr granulare Stückelung möglich ist. Muss man aus irgendwelchen Gründen sein Gold & Silber wieder zu Geld machen, kann man einzelne Stücke verkaufen oder eintauschen und damit nur den Betrag „flüssig machen“ den man gerade braucht.

Neben Münzen gehören auch Barren zu klassischen Anlagewerten. Auch diese werden nach Ihrem Materialwert gehandelt und sind nahezu beliebig stückelbar. Vom 1g Prägebarren bis zum 1kg Gussbarren können Anlagebeträge aufgeteilt werden. Wichtig ist beim Kauf von Goldbarren : immer auf den Good-Delivery Status zu achten, der eine weltweite Handelsfähigkeit ohne größere Abschläge garantiert.

Zusammengefaßt sollte man sagen: Schmuck soll beim Tragen Freude machen, das ist dabei der eigentliche Profit. Anlegen sollte man in andere Dinge.

Das könnte Sie auch interessieren

Neuigkeiten, Hintergrundinformationen und Aktuelles rund um die Themen Gold & Silber.

weitere beiträge